KI vernetzt Forschung und Industrie
KI vernetzt Forschung und Industrie, Foto: Pixabay

Deutschland sucht Wege, um die Künstliche Intelligenz (KI) aus den Universitäten schneller in die Industrie zu bringen. Beim AI Grid Summit 2025 in Berlin trafen sich über 90 Fachleute, um Lösungen für den sogenannten Transferstau zu diskutieren. Trotz zahlreicher Pilotprojekte nutzen vor allem kleine und mittlere Unternehmen KI bislang kaum.

Inhaltsverzeichnis:

Wolfgang Wahlster und die industrielle Stärke Deutschlands

Wolfgang Wahlster, Vorsitzender des Präsidiums von AI Grid und Mitbegründer des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, sieht Deutschlands Potenzial vor allem in der industriellen Anwendung. Etwa 50 Prozent der größeren Mittelständler mit mehr als 250 Beschäftigten nutzen bereits KI – in Vertrieb, Logistik und Produktion. Auch Start-ups greifen häufig auf KI zurück. Im mittleren Unternehmenssegment hingegen bleibt der Einsatz begrenzt.

Eine Bitkom-Studie vom März 2025 bestätigt diese Einschätzung:

  • 42 % der Industrieunternehmen nutzen bereits KI,
  • 35 % planen den Einsatz,
  • rund 50 % befürchten, dass Deutschland den internationalen Anschluss verlieren könnte.

Ein Fünftel der befragten Betriebe hält KI noch für einen kurzfristigen Trend.

Forschungswissen für konkrete Produkte

Wahlster fordert, KI direkt in industrielle Produkte zu integrieren. Er betont, dass Innovationen nicht durch alte Modelle erreicht werden können, sondern durch „eingebaute Intelligenz“ – vom Miele-Herd bis zur Erntemaschine. Deutschland bleibe in hochpräzisen Produktionssystemen führend, müsse aber Wissen und Personal gezielt fördern.

Das vom Bundesforschungsministerium unterstützte AI-Grid-Netzwerk will genau hier ansetzen. Ziel ist es, den Austausch zwischen Forschung, Industrie und Start-ups zu intensivieren und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Karrieren außerhalb der Universität vorzubereiten.

Laure Poirson und die Qualifikationslücke

Projektleiterin Laure Poirson beschreibt die Herausforderungen aus der Praxis. Viele Promovierte beherrschten zwar die Forschung, fehlten aber noch an Kompetenzen für komplexe Unternehmensprozesse. Das Netzwerk AI Grid soll diese Lücke schließen und die wissenschaftliche Tiefe in die Wirtschaft bringen.

Der Bedarf ist hoch:

  1. Data Scientists sind stark gefragt.
  2. Nachwuchs fehlt in fast allen Branchen.
  3. Neue Talente sollen auch aus Biologie, Neurowissenschaft oder Linguistik kommen.

Ein Beispiel dafür ist Judith Knoblach von der Universität Bamberg. Die Linguistin brachte sich das Programmieren selbst bei und erforscht nun KI-Anwendungen in der akustischen Produktionsanalyse kleiner Betriebe. Sie zeigt, dass KI interdisziplinär ist und Wissen aus Technik, Sprache und Psychologie verbindet.

Junge Forschende und die Zukunft in Berlin

Auch Vivek Chavan von der Technischen Universität Berlin sieht im Zusammenspiel von Computer Vision und Robotik große Chancen. Seine Forschung soll Produktionsfehler minimieren und Abläufe beschleunigen. Er plant, ein eigenes Unternehmen zu gründen – in Berlin, das er als offenen und kollaborativen Standort beschreibt. Doch beim Wachstum stoßen viele Start-ups an Grenzen und weichen nach Asien oder in die USA aus.

Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) forderte in einem Interview, Deutschland müsse vom Kunden zum Entwickler werden. US-Unternehmen seien bei Basismodellen voraus, dennoch wachse die Dynamik im Land. KI biete laut Wildberger ein „riesiges Wachstumsfeld“.

Deutsch-taiwanesische Partnerschaft im Fokus

Ein Beispiel für internationale Zusammenarbeit liefert das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, das im September 2024 eine Vereinbarung mit dem Taiwan AI Center of Excellence unterzeichnete. Schwerpunkte sind generative KI, Agrarrobotik und Halbleitertechnologie.

Die Kooperation fällt in eine entscheidende Phase: Der taiwanesische Konzern TSMC plant, 2027 gemeinsam mit europäischen Partnern in Dresden eine Halbleiterproduktion zu starten. Damit entsteht eine neue Verbindung zwischen Forschung, Wirtschaft und Industrie – ein Schritt, um aus Theorie gelebte Praxis zu machen.

 Quelle: rbb24, YouTube, INDUSTRIEMAGAZIN