Fahrradverkehr
Fahrradverkehr, Foto: pixabay

Immer mehr Göttinger steigen aufs Rad. Doch Zufriedenheit sieht anders aus. Laut aktuellem Fahrradklima-Test hat sich die Bewertung der Stadt erneut verschlechtert. Auch bei der Umsetzung des Radentscheids gibt es Kritik. Eine neue Fahrradstraße reicht vielen nicht. Die Faktenlage zeigt klaren Handlungsbedarf.

Inhaltsverzeichnis:

Kritik an der Verwaltung in Göttingen

Im März 2024 wurde eine 350 Meter lange Fahrradstraße im Schildweg fertiggestellt. Sie verbindet die Calsowstraße mit dem Friedländer Weg und enthält neue Markierungen. Ziel war mehr Sicherheit und Sichtbarkeit. Dennoch sehen viele Bürger darin nur einen kleinen Schritt. Die Initiatoren von „GöttingenZero“ beklagen, dass die Stadt wichtige Maßnahmen des Radentscheids nicht umgesetzt habe.

Statt konsequenter Infrastrukturplanung plant die Stadtverwaltung neue Piktogramme zur Förderung des Mischverkehrs. Diese Entwicklung stößt bei vielen Radfahrenden auf Unverständnis. Die Entscheidung des Bürgerentscheids im Jahr 2023, der mit 54 Prozent Zustimmung angenommen wurde, sollte umfassendere Verbesserungen bringen. Laut „GöttingenZero“ liegt jedoch eine „Untätigkeitsbilanz“ der Verwaltung vor.

Schlechte Noten beim Fahrradklima-Test

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club veröffentlichte diese Woche die Ergebnisse des aktuellen Fahrradklima-Tests. Göttingen fiel im Ranking kleiner Großstädte von Platz 2 auf Platz 4 zurück. Die Gesamtnote verschlechterte sich von 3,5 auf 3,61. Damit liegt die Stadt nun hinter Erlangen (3,13), Darmstadt (3,55) und Oldenburg (3,58).

Besonders kritisch bewerteten die Teilnehmer das Thema Fahrraddiebstahl mit der Note 5,6. Auch bei der Sicherheit beim Radfahren (4,2) und dem Falschparken auf Radwegen (4,4) schnitt Göttingen schlecht ab. Diese Bewertungen zeigen: Die Probleme sind konkret und bekannt. An der Online-Umfrage nahmen 612 Göttinger teil.

Einige Stärken bleiben erkennbar

Trotz der negativen Tendenzen gab es auch positive Rückmeldungen. Das zügige Vorankommen im Stadtverkehr wurde mit 2,4 bewertet – der beste Wert für Göttingen. Auch die Möglichkeit, Fahrräder im öffentlichen Nahverkehr mitzunehmen (3,5), sowie die allgemeine Akzeptanz von Radfahrern im Straßenverkehr (3,2) wurden hervorgehoben.

Im Vergleich zu anderen Städten weist Göttingen in diesen Bereichen überdurchschnittliche Werte auf. Dennoch wiegt die Kritik schwerer. Die Verluste im Ranking deuten darauf hin, dass andere Städte ihre Infrastruktur schneller verbessern.

Entwicklung in anderen Städten

In Hessen holen einige Städte im Fahrradklima-Test deutlich auf. Eine kleine nordhessische Kommune konnte sich unter den Top-Aufsteigern platzieren. Das zeigt: Fortschritt ist möglich. Während Göttingen stagniert, gelingt es anderen, gezielte Maßnahmen umzusetzen.

Erlangen: Note 3,13

Darmstadt: Note 3,55

Oldenburg: Note 3,58

Göttingen: Note 3,61

Die Zahlen belegen klar, dass Göttingen unter Handlungsdruck steht. Ohne deutlichere Maßnahmen droht der Stadt ein weiterer Platzverlust im nächsten Test. Die Forderungen aus der Bürgerschaft sind eindeutig – nun ist die Verwaltung am Zug.

Quelle: HNA