Ein intensives und zugleich unterhaltsames Kammerspiel über das Zusammenleben nach 25 Ehejahren begeistert das Publikum im Deutschen Theater Göttingen. Unter der Regie von Jochen Strauch spielen Judith Strößenreuther und Volker Muthmann in Sébastien Thiérys Stück „Der Videobeweis“ zwei Menschen, deren vertrauter Alltag plötzlich aus dem Gleichgewicht gerät. Das Premierenpublikum im dt.x-Keller reagierte mit langem Applaus und zahlreichen Bravorufen.
Inhaltsverzeichnis:
- Heimliche Aufnahmen bringen Unruhe
- Mails aus dem Nirgendwo
- Szenenwechsel und Atmosphäre
- Nähe zum Publikum im dt.x-Keller
Heimliche Aufnahmen bringen Unruhe
25 Jahre Ehe sind eine lange Zeit – und genug Raum für Missverständnisse. Bei Justine und Jean Marc genügt ein kurzer Streit, um alte Konflikte neu zu entfachen. Der Auslöser: eine Diskussion über eine Autofahrt. Doch der Wortlaut bleibt unklar, bis plötzlich eine E-Mail eintrifft, die eine Videoaufnahme der Szene enthält. Auf ihrer Zimmerwand erscheint das Bild – ein Beweis, der alles verändert.
Jean Marc entdeckt schließlich eine versteckte Kamera in der Wohnung. Er zerstört sie, überzeugt, damit das Problem zu lösen. Doch es folgen neue Aufnahmen, gesendet aus unbekannter Quelle. Die Kamera scheint schon länger installiert gewesen zu sein. Die beiden beginnen zu zweifeln, wer hinter den Aufnahmen steckt, finden aber keine eindeutige Antwort.
- Premiere im Deutschen Theater Göttingen (dt.x)
- Spieldauer: rund 90 Minuten
- Regie: Jochen Strauch
- Mitwirkende: Judith Strössenreuther und Volker Muthmann
Mails aus dem Nirgendwo
Aus Angst vor weiteren Enthüllungen beschließen Justine und Jean Marc, die rätselhaften E-Mails zu blockieren. Doch die Unsicherheit bleibt. Die Bedrohung scheint nicht zu enden, und die Anspannung zwischen den beiden wächst. Die Darsteller verkörpern ihre Figuren mit hoher Intensität: Strößenreuther agiert direkt und emotional, oft mit Gesten, die zwischen Kontrolle und Verzweiflung schwanken. Muthmann hingegen wendet sich immer wieder an das Publikum – als suche er Verständnis oder Mitgefühl.
Die Zuschauer werden so Teil des Geschehens, fast als säßen sie mitten in der Küche des Ehepaars. Die Nähe zum Publikum verstärkt den Eindruck, in ein privates Drama hineingezogen zu werden.
Szenenwechsel und Atmosphäre
Auch die Übergänge zwischen den Szenen sind sorgfältig gestaltet. Während der Umbaupausen entsteht eine Art „Schauspieler-Ballett“ um die Kücheninsel. Die Musik – von französischem Chanson bis zu modernem Pop – trägt zur Leichtigkeit des Abends bei. Bühnen- und Kostümbild stammen von Johannes Frei.
Die Kleidung unterstreicht die Charaktere: Justine trägt einen langen Rock und hohe Sandalen, ein Zeichen ihres gepflegten Auftretens auch zu Hause. Jean Marc hingegen bevorzugt rote Jogginghosen und ein gestreiftes Shirt – bequem und unprätentiös. Diese Details verdeutlichen die unterschiedlichen Haltungen der beiden Figuren im gemeinsamen Alltag.
Nähe zum Publikum im dt.x-Keller
Der intime Raum des dt.x-Kellers ist für dieses Stück besonders geeignet. Die Zuschauer sitzen an kleinen Tischen, teilweise mit Getränken – fast wie in der erweiterten Küche des Bühnenpaars. Diese räumliche Nähe verstärkt die Wirkung des Stücks und macht das Erleben direkter.
Das Publikum reagiert begeistert. Langer Applaus, Bravorufe und zahlreiche positive Rückmeldungen bestätigen den Erfolg der Inszenierung. Die nächste Vorstellung findet am Sonntag, dem 5. Oktober, um 19 Uhr statt. Karten sind telefonisch unter 0551/4969300 erhältlich. Weitere Informationen bietet die Website des Theaters: dt-goettingen.de.
„Der Videobeweis“ zeigt, wie schnell Vertrauen im Alltag ins Wanken geraten kann – selbst nach einem Vierteljahrhundert gemeinsamer Jahre.
Quelle: HNA, YouTube