Groß angelegter Online- und Telefonbetrug
Groß angelegter Online- und Telefonbetrug, Foto: pixabay

Betrügerische Gruppen in Messenger-Diensten wie Whatsapp und Telegram setzen auf neue Maschen, um weltweit Opfer zu täuschen. Sie nutzen automatisierte Systeme, gefälschte Telefonnummern und psychologischen Druck, um persönliche Daten zu erschleichen oder finanzielle Schäden zu verursachen. Besonders betroffen sind Länder in Afrika und Asien, doch auch in Deutschland steigen die Fallzahlen.

Gruppen wie XZ91 oder AB132 führen in die Falle

Täglich entstehen neue Gruppen mit kryptischen Namen wie John FK300, XZ91 oder AB132 in beliebten Messengern. Nutzerinnen und Nutzer werden ohne Vorwarnung eingeladen. Die Chats wirken harmlos, es wird freundlich kommuniziert, meist in lockerer Umgangssprache. Schnell folgen jedoch vermeintliche Angebote:

  • Sichere Investitionen mit hohem Gewinn

  • Teilzeitjobs mit guter Bezahlung

  • „Empfehlungen“ für Finanztransaktionen oder digitale Dienste

In Wirklichkeit handelt es sich um organisierte Betrugsversuche, die Teil globaler Strukturen sind. Das Bundeskriminalamt warnt vor diesen Methoden und beobachtet, dass die Täter systematisch vorgehen. Besonders beliebt ist die Gruppenkonversation, da so viele potenzielle Opfer gleichzeitig erreicht werden können.

Social Media-Betrug
Social Media-Betrug, Foto: pixabay

Nachrichten aus Callcentern in Osteuropa und Asien

Ein Großteil der betrügerischen Nachrichten und Anrufe stammt laut Bundeskriminalamt aus Callcentern in der Türkei, auf dem Westbalkan, in Osteuropa und Südostasien. Die dortigen Mitarbeitenden agieren in Schichten – rund um die Uhr. Sie nutzen sogenannte Call-ID-Spoofing-Technologien, um ihre Herkunft zu verschleiern. Die Telefonnummern erscheinen auf den Geräten der Opfer als Rufnummern aus den Niederlanden, Österreich oder Großbritannien.

Dabei sind deutsche Nutzerinnen und Nutzer keine einfachen Ziele. Nach Daten der Global Anti-Scam Alliance (GASA) sind in Relation zum Bruttoinlandsprodukt Länder wie Pakistan, Südafrika oder Thailand wesentlich stärker betroffen. Dennoch entstehen auch in der DACH-Region jährlich massive Schäden.

Großeltern-Betrug
Großeltern Betrug, Foto: pixabay

Milliardenverluste in Europa – kaum Aufklärung möglich

Laut GASA beliefen sich die Verluste durch Trickbetrug allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2024 auf rund 14 Milliarden US-Dollar. Weltweit wird der Schaden auf über eine Billion US-Dollar geschätzt. Das übersteigt sogar die Umsätze des globalen Drogenhandels um mehr als das Doppelte.

Die Aufklärungsquote bei grenzüberschreitendem Betrug ist verschwindend gering. Nur rund 5 Prozent der Taten mit Ursprung im Ausland werden in Deutschland aufgeklärt. Ein Drittel der Opfer meldet den Vorfall überhaupt den Behörden.

Übersicht der betroffenen Regionen und Verluste:

Region Geschätzter Verlust (2024) in Mrd. USD Häufige Herkunft der Anrufe
Deutschland 6,3 Türkei, Balkan, Südostasien
Österreich 4,1 Osteuropa, Großbritannien
Schweiz 3,5 Niederlande, Spanien, Asien
Pakistan 1,8 Lokale Netzwerke
Südafrika 2,0 Unbekannt / global
Thailand 2,2 Südostasien
USA 23,5 Global / Lokale Callcenter
Dänemark 7,1 Skandinavien, Osteuropa

Behörden setzen auf Rufnummernsperrungen

Die Bundesnetzagentur in Deutschland ist für Beschwerden zu Rufnummernmissbrauch zuständig. 2024 wurden dort 154.624 schriftliche Meldungen eingereicht – ein Anstieg von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Behörde kann Rufnummern abschalten, wenn sie missbraucht wurden. Doch die Täter wechseln häufig ihre Identitäten und Telefonnummern.

Maßnahmen der Bundesnetzagentur:

  1. Sperrung verdächtiger Rufnummern

  2. Verbraucherschutz durch Informationskampagnen

  3. Kooperation mit Mobilfunkanbietern

  4. Technische Überwachung von Anrufvolumen und Mustern

Besonders auffällig ist der Anstieg von Betrugsversuchen über Messenger seit 2023, etwa durch den digitalen Enkeltrick, der vormals vor allem an Haustüren stattfand.

Tipps der Verbraucherschützer

Michèle Scherer von der Verbraucherzentrale Brandenburg und Lisa Zehmisch aus Berlin warnen eindringlich:

  • Nie persönliche Daten preisgeben.

  • Bei seltsamen Anrufen oder automatisierten Nachrichten sofort auflegen.

  • Keine Gespräche führen, wenn Druck ausgeübt wird.

  • Vermeintliche Behörden oder Angehörige über alternative Kanäle verifizieren.

  • Keine Rückrufe bei unbekannten Nummern tätigen.

Die Expertinnen betonen, dass Betrüger zunehmend mit künstlicher Intelligenz und automatisierten Sprachsystemen arbeiten. Häufig werden harmlose Fragen gestellt, die später manipulativ verwendet werden können – etwa durch das Mitschneiden eines „Ja“.

Betrug nimmt digitale Formen an

In der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik werden Telefon- und Internetbetrug unter „Betrugsdelikte“ zusammengefasst. Betrug mit unbekanntem Tatort, also typischerweise aus dem Ausland, hat 2023 seinen bisherigen Höchststand erreicht. Betrug im Inland dagegen nimmt ab.

Emails sind in Deutschland weiterhin der häufigste Kanal für Betrugsversuche, trotz des Anstiegs bei Messengern und SMS. Behörden, Verbraucherzentralen und internationale Organisationen arbeiten an Lösungen – doch die Täter bleiben oft einen Schritt voraus.

Weltweit agierende Netzwerke, moderne Technik und psychologisch geschulte Täter machen Telefon- und Internetbetrug zu einem komplexen Problem. Die Schäden sind enorm, die Aufklärungsquoten niedrig. Nur durch konsequente Aufklärung, technische Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit lassen sich weitere Eskalationen vermeiden.

 Quelle: RBB24