Göttingen bemüht sich um den Klimaschutz. Doch wie wirksam sind die Maßnahmen wirklich? Ein Rundgang durch die Stadt zeigt konkrete Beispiele, aber auch deutliche Defizite. Dabei wurde deutlich: Viele Maßnahmen sind bereits sichtbar, andere bleiben Stückwerk.
Inhaltsverzeichnis:
- Eva Holst zeigt Beispiele nachhaltiger Stadtentwicklung
- Begrünung am Wall bringt spürbare Abkühlung
- Kritik an Pflanzenauswahl und ungenutztem Potenzial
- Museumsausstellung rundet Rundgang ab
Eva Holst zeigt Beispiele nachhaltiger Stadtentwicklung
Am 22. Juli führte Eva Holst vom städtischen Referat für nachhaltige Stadtentwicklung rund 20 Teilnehmer durch Göttingen. Die Führung war Teil der Familienausstellung „Umwelt, Klima und Du“ im Städtischen Museum. Ursprünglich für Kinder ab zehn Jahren gedacht, zog sie auch zahlreiche Erwachsene an.
Zu Beginn machte Holst deutlich: Die Kommune kann nur etwa 20 Prozent der Klimaziele direkt beeinflussen. Die restlichen 80 Prozent liegen zur Hälfte bei Marktakteuren und gesetzgeberischen Rahmenbedingungen. Eigenen Einfluss hat die Stadt insbesondere bei Gebäuden, Straßen und dem Strombezug. Zusätzlich kann Göttingen durch finanzielle Anreize indirekt wirken. Der Klimafonds der Stadt umfasst sieben Fördermodule, darunter:
- Energetische Gebäudesanierung
- Vorsorge gegen Starkregen
- Förderung nachhaltiger Mobilität
- Unterstützung beim Austausch alter Heizsysteme
- Begrünung von Fassaden
- Solarenergie-Nutzung
- Bildungsprojekte zum Klimaschutz
Begrünung am Wall bringt spürbare Abkühlung
Der Rundgang startete am Neuen Rathaus und führte zunächst zum Wall. Dieser Grüngürtel mitten in der Stadt erfüllt gleich mehrere Funktionen. Große Laubbäume bieten Schatten und senken die Umgebungstemperatur an heißen Tagen um bis zu 4 Grad Celsius. Das verbessert nicht nur das Mikroklima, sondern trägt auch zur Luftreinhaltung bei.
Im weiteren Verlauf der Tour wurde der Wochenmarktplatz besucht. Ein Highlight dort ist die begrünte Fassade des Parkhauses an der Hospitalstraße mit rund 2.000 Pflanzen. Diese entziehen durch Verdunstung Wärme aus der Umgebungsluft. Doch nicht alle Teilnehmer waren überzeugt. Einige kritisierten, dass viele der Pflanzen verwelkt seien. Es fehle an Pflege und Auswahl geeigneter Arten. Eine Teilnehmerin sprach sogar von einem „Trauerspiel“.
Kritik an Pflanzenauswahl und ungenutztem Potenzial
Auch der Stadtverband von Bündnis 90/Die Grünen äußerte sich kritisch. Sprecher Jannik Scherer betonte, dass wichtige Forderungen wie mehr Begrünung am Albaniplatz oder auf dem Wochenmarkt bislang nicht umgesetzt wurden. Besonders Maßnahmen zur Entsiegelung und zur Schaffung offener Grünflächen seien vernachlässigt worden.
Eva Holst hingegen sieht in der vertikalen Begrünung eine pragmatische Lösung für versiegelte Flächen. Sie verwies außerdem auf die kleinen grünen Hausnummern, mit denen energetisch sanierte Gebäude ausgezeichnet werden. Auch die Starkregenvorsorge und die 11.780 Straßenlaternen Göttingens wurden thematisiert – ein oft übersehener Aspekt der kommunalen Infrastruktur, der ebenfalls zur CO₂-Reduktion beitragen kann.
Museumsausstellung rundet Rundgang ab
Zum Abschluss führte der Weg ins Städtische Museum. Dort wurde die Ausstellung „Umwelt, Klima und Du“ besucht. Sie vermittelt Informationen zu Klimawandel, Biodiversität und nachhaltiger Stadtentwicklung.
Eva Holst nahm die Kritik der Teilnehmenden ernst und betonte, dass noch viel zu tun sei. Der Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern sei wichtig, um neue Impulse zu erhalten und Maßnahmen sichtbarer zu gestalten. Für die Grünen steht fest: Um bis 2030 klimaneutral zu werden, muss die Stadt deutlich mehr investieren und Akteure aus allen Bereichen einbinden.
Die Stadt will künftig noch mehr öffentliche Rundgänge zum Thema Klimaschutz anbieten. Ziel ist es, mehr Menschen für das Thema zu sensibilisieren und zum Handeln zu motivieren. Entscheidungen im Alltag, etwa bei Konsum und Mobilität, spielen dabei eine Schlüsselrolle. Informationen zur Ausstellung gibt es unter goettingen.de.
Quelle: HNA